Kommentar zur Ausstellung «Ein Dorf im Wandel der Zeit»

Berner Zeitung vom 6. Juni 1994

Veränderungen aufgezeichnet

Mit offenen Augen nimmt Irene Karpiczenko-Wasem Veränderungen im Dorfbild von Moosseedorf wahr und hält sie mit Zeichnungen fest. Kontraste, wie idyllische Bauernhäuser inmitten von tosendem Verkehr, sorgen für Spannung.

Ein «Automeer» beim Shoppyland, Dorfansichten mit währschaften Bauernhäusern und die Betonwelt der Wohnblöcke; die Bernstrasse die das Dorf in zwei Teile teilt oder das «Lädelisterben», eindrücklich dargestellt an den spärlichen Überresten der Dorfladens Utiger, die gebündelt zum Abtransport bereitstehen: Das sind die Themen, die Irene Karpiczenko-Wasem auf ihren in den letzten zwei Jahren entstandenen Bildern festhält; in Aquarell, Kreide und mit Farbstiften. Die Motive für ihre gesellschaftskritischen Zeichnungen findet sie bei Spaziergängen durch Moosseedorf, wo sie mit ihrer Familie seit sieben Jahren wohnt.

Bilder sollen nicht schön sein.

«Es war nicht mein Ziel, schöne Bilder zu malen, sondern Veränderungen aufzunehmen und durch Aufeinanderstossen verschiedener Epochen Kontraste aufzuzeigen», sagt Irene Karpiczenko-Wasem über ihre zeitkritischen Zeichnungen. Überhaupt sind Veränderungen in der Landschaft seit langem ein wichtiges Thema für die gelernte Grafikerin und Werklehrerin. Während ihrer Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Zürich hat Irene Karpiczenko-Wasem die Siedlungsentwicklung des Zürcher Quartiers Altstetten im Zeitraum von 30 Jahren in einem selbst gestalteten Film festgehalten.